Du schweigst, nur Deine Augen sprechen Bände. Das Brot ist unberührt, der Wein längst schal. Wie Liebende verkeilt sind Deine Hände und unbedacht von ihnen liegt das Mahl.
Und keiner von uns wagt den ersten Bissen, und keiner von uns wagt das erste Wort, und jeder von uns nagt an seinem Wissen und spülts mit einem Schluck Verdrängung fort.
Verhungernd sitze ich der reich bedeckten Tafel bei und rastlos geht mein Blick vom Wein der Wahrheit zu der gut versteckten wunschgeträumten Lüge in Aspik.
Die Maske, die durch Deine Poren quillt wie Angst, ich kann sie wittern, den bittren Schweiß unter dem Du Dich versteckst, kauernd, zitternd Deine Wunden leckst.
Du bist so schwach
Willst Du mich glauben machen... doch ich hör Dein Lachen, seh die blitzenden Klingen in Deinen Augen, hör sie singen, mit jedem Schnitt jedem Schritt in Dein unsagbares Leid.
Du gehst zu weit
Und ich, ich werde Dir nicht folgen, diesmal nicht. Geh nur, ich leide nicht für Dich, nicht mit Dir, und nicht ohne Dich. Geh mit Dir selber ins Gericht, komm zu Dir, und dann bleibe dort
Ich hör Deinen Gedanken gleich einem Flügelschlag, so laut, und meine Welt gerät ins Wanken, er bricht wie wild durch alle Schranken die ich mir gestern noch gebaut.
Ich stehe am Fenster und während die Schatten der Regentropfen an der Scheibe Tränen auf mein Gesicht zeichnen, sehe ich regungslos zu wie Du die Straße überquerst
Ich hab schon viel zu lang nicht mehr von Dir geträumt, und hab es ach so oft versäumt an Dich zu denken, meine Gedanken, sorgenfrei, zu Dir zu lenken kam mir nicht mehr in den Sinn.
Ob ich wohl endlich angekommen bin, wo ich mich in den letzten Tagen voll blinder Wut und leerer Klagen hingewünscht, nur weg von Dir, und nie erreicht, so war es mir,
und doch hab ich schon viel zu lang nicht mehr von Dir geträumt, ja, hab es auch total versäumt an uns zu denken, hab jede traumverlorne Nacht einsam über mein Herz gewacht
und dabei, ohne es zu lenken nur noch, allein, an mich gedacht.
Ich fahre mit dem fahre mit dem fahre mit dem fahre mit dem fahre mit dem fahre mit dem fahre mit dem Zug ich fahre mit dem fahre mit dem fahre mit dem fahre mit dem fahre mit dem fahre mit dem fahre mit dem Zug
Meine Gedanken ranken sich entlang der Gleise Leise Leise Am Fenster fliegen Kühe vorbei und Bäume und Träume nur ich, ich sitze hier fest in meinem Abteil und fahre und fahre und fahre nur weil ich den Gedanken nicht ertrug ganz bei Dir zu sein ich stieg in den Zug, ich ließ mich nicht ein und mein
ganzes Leben rast an mir vorbei, ich wollte nur frei sei und frei und frei und bin jetzt gefangen in meinem Abteil mit fadem Kaffe und trockenen Kuchen ich wollte es nicht einmal versuchen. Ich nahm nicht Teil,
nicht einen Teil von Dir in mir auf ich wartete drauf, dass Du mich nimmst, meine steilen Klippen erklimmst, mich umstimmst wie ein altes Klavier, mich einstimmst auf Dich, jetzt sitze ich hier und fahre mit dem fahre mit dem fahre mit dem fahre mit dem fahre mit dem fahre mit dem fahre mit dem Zug ich fahre mit dem fahre mit dem fahre mit dem fahre mit dem fahre mit dem fahre mit dem fahre mit dem
Zug um Zug
Zug um Zug
Und jeder Halt der gleiche Song, ein Gong, und dann ein nichtssagender Name und Herr Sowieso sucht eine Dame... ... wer tut das nicht?
Doch fällt das überhaupt ins Gewicht? Denn wenn wir sie finden, was machen wir dann? Geraten wir ganz in ihren Bann oder bannen wir sie aus unsrem Abteil und reden uns ein, wir waren nur Geil und suchen unser Heil in der Fluch?
Mein Zug fährt und fährt über eine Schlucht und ich sehe die rankenden Gleisgedanken, ich spüre, wie ihre Spannung zerbricht. Mein Abteil ächzt und knurrt und gerät ins Wanken ein Koffer fällt mit ganzem Gewicht auf meine Füße und bricht mein Leben vor mir aus.
Ein Strauß Socken, der bis zum Himmel stinkt, ein Brief, aus dem mir Dein Foto zuwinkt, zwei Kondome, die unsere Nacht überstanden, ein T-Shirt mit Aufdruck: „Bei mir darfst Du landen“... das ist wohl von Dir... eine Plastikzahnbürste, das Ding sieht aus, als hätte ich sie erst gestern gekauft, dabei habe ich sie gut und gern schon zehn Jahre... da sieht man mal, wie oft ich rausfahre aus meinem Revier...
und vor dem Fenster verblassen die Farben und es wird Nacht. um mich herum ist es Dunkel und leer, ich bin mit mir allein, doch ich will mich nicht mehr ich wollte Dich an meiner statt. Doch weil es mit Dir nichts zu tun hat fahre ich fort für mich zu sein und fahre und fahre und fahre und fahre und fahre
und wenn wir den Tunnel wieder verlassen, vielleicht hör ich dann auf, mich selbst zu hassen, vielleicht lassen mich die Gedankenranken dann endlich los. Es gibt kein zurück, denn dies ist schon der Rück-Zug. Das zu verleugnen wäre Betrug, und dann hätte ich Dich und auch mich betrogen und Hand aufs Herz, ich bin nicht verlogen, bin anders erzogen, ’ne ehrliche Haut... und auf einmal wird es um mich ganz laut. Der Zug kommt quietschend und alles negierend, sein langsam werden akustisch verzierend zum stehen.
Und ich kann sie da drüben schon warten sehen, im fahlen Licht der Bahnhofsbeleuchtung sieht sie noch blasser aus als sonst, sehe sie nach mir Ausschau halten, seh ihre zarten, kleinen Hände unruhig miteinander spielen, eine schrecklich vertraute Geste wie so vieles an ihr...
Und für einen Moment überlege ich mir einfach sitzen zu bleiben und weiter zu fahren und fahren und fahren und fahren und fahren und frei sein aber das geht nicht. Hier ist Endstation. Und da kommt sie auch schon, geht zu meinem Wagon, und ich packe die Briefe, Kondome, das Shirt unter die Sitze, wo sie niemals von Dir erfahren wird, von Deiner Hitze, und packe den Rest von meinem Leben zurück in den Koffer, alles, was eben noch wichtig war, lasse ich im Zug zurück
Ich kannte Dich schon, als mein Gang noch meiner Hände Stütze brauchte. Ich kannte Dich, bevor ich rauchte, und auch danach, und zwischendrinnen, ich kannte Dich, als noch mein Sinnen nicht nur in der Romantik lag.
Ich kannte Dich schon seit dem Tag an dem ich lernte, mich zu lieben. Ich kannte Dich vor all den Trieben, vor all dem Sehnen und Verzehren, vor all den falschen und den fairen Spielen kannte ich Dich schon,
Deine Farben, Deinen Ton, Deinen Blick auf mir zu spüren, wie es ist, Dich zu berühren, wie Du lächelst, wenn Du wegen etwas Kleinem ganz verlegen oder ungehalten bist.
Ich wusste schon, wie man vergisst vor Dir die Masken aufzusetzen, vor seinem Glück davonzuhetzen, zu atmen, um Dich nicht zu wecken. Ich wusste, Dich ganz zu entdecken braucht ein Leben oder zwei.
Ich kannte Dich, ganz einerlei ob wir uns je begegnet sind. Ich kannte Dich, so wie ein Wind den andren kennt und seinen Namen flüsternd in den Zweigen nennt.